Unser Herz schlägt für den Luthergarten!
Am Anfang war das wenig mehr als der verwegene Geistesblitz eines Kirchenvorstehers – mittlerweile hat das Ganze eine Eigendynamik angenommen, die uns überrascht hat und uns zeigt, dass wir hier offenbar einen Nerv der Gemeinde getroffen haben.
Worum geht’s? Nun: Viele von uns kennen Bibelgärten, die in unterschiedlichster Gestaltung die in der Bibel erwähnten Pflanzen oder auch bestimmte biblische Geschichten kreativ zur Anschauung bringen. Dabei ging es immer schon um mehr als um botanische Interessen. Die ca. 100 Bibelgärten in Deutschland sowie ihre internationalen Pendants dienen der Erholung, der Andacht wie auch der Bildung, eigenen sich aber gleichzeitig auch als touristische Ausflugsziele und beleben so spürbar den Ort, in dem sie liegen.
Die Idee zum Luthergarten kam uns im Zuge der Vorbereitungen für das diesjährige Reformationsjubiläum. Wie andere Kirchengemeinden auch haben wir dazu viele besondere Veranstaltungen geplant: Thematisch passende Gottesdienste, Konzerte, Musicals, Theater, Diskussionsrunden, Bibelarbeiten, Glaubenskurse wie die „Expedition zur Freiheit“, Martin Aktionstage in der Kita mit dem großen Playmobil-Luther, einen ökumenischen Reformationstag „Mit Luther durch den Einrich“ und so manches mehr. Auf all diese Aktionen freuen wir uns sehr. Aber wir sehnten uns doch nach etwas in diesem Reformationsjubliäumsjahr, das nachhaltig ist und uns über das Jahr 2017 hinaus in unserem Gemeindeleben begleitet.
Da fiel uns ein Buch mit dem Titel „Luthers Paradiesgarten“ in die Hände. Neben einer eingehenden Untersuchung über die genaue Beschaffenheit des Wittenberger Klostergartens der Familie Luther findet sich dort so manches schöne Zitat des großen Reformators rund um botanische Themen, häufig auch in Verbindung mit theologischen Aussagen. „Wenn ich am Leben bleibe, will ich ein Gärtner werden,“ so sagte Luther etwa einmal und fuhr fort: „…denn Gott schuf den Menschen auf Erden und setzte ihn hier ins Paradies zusammen mit den Pflanzen und Tieren. Und dieses Paradies … soll er bebauen und bewahren.“
Damit war der Traum vom Luthergarten geboren: Ein Garten gestaltet mit Pflanzen und anderen geeigneten Elementen, die uns nicht nur von Luthers eigenem Lebensumfeld und den Lebensbedingungen im Spätmittelalter erzählen sondern vor allem auch geeignet sind, zentrale Gedanken seiner Theologie lebendig zu veranschaulichen! Ein Rundweg durch das Leben und Werk Luthers – angefangen von einem Baumstamm, in den der Blitz einschlug und der so als Aufhänger für das berühmte Stotternheimer Feld und Luthers Entscheidung, ins Kloster zu gehen, dient bis hin zum Apfelbäumchen, das von Luthers trotziger Hoffnung zu berichten weiß: „Und wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“
Ein geeignetes Grundstück in unmittelbarer Nähe zu unser malerisch gelegenen Barockkirche hatten wir umgehend ausgemacht: Ein großer, von einer alten Natursteinmauer umfriedeter Abschnitt unseres über 3000 qm großen Pfarrgartens liegt seit längerem brach und kann separat über den alten Kirchhof betreten werden.
Die Idee war kaum geboren, da waren die Landfrauen schon an Bord und veranstalteten auf eigene Faust einen Weihnachtsmarkt, um aus dessen Erlös Pflanzen für den Garten zu spenden. Gespräche mit ortsansässigen Gartenbaubetrieben, mit Bienenzüchtern, Töpfern und versierten Hobbygärtner:innen wurden geführt, gemeinsam Pläne geschmiedet und erste Patenschaften vergeben. Noch sind wir in der Phase, in der wir Altes und Gewachsenes im Garten sichten, in der wir manches bewahren und an anderen Stellen Platz für Neues schaffen. Noch gibt es nicht viel zu sehen – senfkorngleich ist auch hier der Beginn.
Aber der Luthergarten beginnt sein Wachstum mit dem Jahr 2017 – wie die Reformation. Er soll wachsen und sich entwickeln – wie die Reformation. Insofern wird er ein lebendiges Denkmal sein – und ein Ort, der die Menschen hier bei uns im Einrich aktiv einbezieht und andere einlädt zu uns nach Klingelbach.